Enterprise-Content-Management-System: TYPO3 oder Neos?

Für mittelständische Unternehmen, die an einem soliden Enterprise-Content-Management-System (ECMS) arbeiten möchten, stehen in Deutschland zwei Open-Source-Lösungen zur Verfügung: TYPO3 und Neos. Wir stellen die Vor- und Nachteile beider Systeme speziell für den deutschen Mittelstand gegenüber. Ein wichtiger Punkt in diesem Vergleich ist die Benutzerverwaltung beider Systeme.

Enterprise-Content-Management-System (ECMS)

In diesem Vergleich arbeiten wir bewusst mit Neos und TYPO3, die als ECMS konzipiert sind. Das weltweit führende CMS „WordPress“, welches wir als spezialisierte WordPress-Agentur regelmäßig verwenden, war grundsätzlich als Blog-Software gedacht und ist daher in diesem Vergleich ausgeklammert. WordPress und weitere CMS finden Sie in unserem Vergleich der führenden Content-Management-Systeme in Deutschland.

TYPO3: Bewährte Stärken

TYPO3 ist bekannt für seine Robustheit und Skalierbarkeit, was es zu einer ausgezeichneten Wahl für mittelständische bis große Unternehmen macht. Ein weiterer Punkt ist die umfangreiche Benutzerverwaltung, die für komplexe Projekte essenziell ist. Es verfügt über eine umfangreiche Community und eine breite Palette von Erweiterungen, sogenannten Extensions, die eine hohe Anpassbarkeit ermöglichen. Die umfassende Rechteverwaltung, Multisite-Fähigkeit und eine durchdachte Mehrsprachigkeit unterstützen Unternehmen mit komplexen Strukturen und verschiedenen Sub-Brands effektiv. Ein weiteres Highlight von TYPO3 ist sein WYSIWYG-Editor, der das Arbeiten an Content vereinfacht und Projekten eine professionelle Note verleiht.

 

Demo-Version des TYPO3-Backends

Demo-Version des TYPO3-Backends

Vorteile:

  1. Erweiterungen: TYPO3 bietet eine solide Basis mit umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten durch Extensions. Die Community im offiziellen TYPO3-Repository stellt ca. 1000 bis 1500 Extensions für jede TYPO3-Version zur Verfügung.
  2. Große Community und umfassender Support: Ein großer Vorteil von TYPO3 ist die starke, erfahrene Community und die Verfügbarkeit von professionellem Support durch TYPO3-Partner und -Agenturen. Insgesamt sind in Deutschland 1035 TYPO3-Partner und Agenturen gelistet (Stand Mai 2024, https://typo3.org/project/association/members).
  3. Bewährte Sicherheit & Skalierbarkeit: Langjährige Entwicklungen haben TYPO3 zu einem der sichersten CMS gemacht, was für Firmen mit hohen Datenschutzanforderungen ideal ist.
  4. Rollen- und Rechtekonzepte: In TYPO3 lassen sich Redakteure mit unterschiedlichsten Berechtigungsstufen verwalten und diese Rechte im Backend sehr feingranular definieren.
  5. Dynamische Zugriffsrechte: Für Anwendungen wie Intranet-/Extranet-Lösungen lassen sich in dem CMS dynamisch Zugriffsrechte auf Seiten, Inhalten, Dateien, etc. erteilen.

Nachteile:

  1. Frontend-Editing: Frontend-Editing in TYPO3 ist über eine Erweiterung verfügbar. Die Bearbeitung und Änderung von Inhalten ist in Neos im Frontend komfortabler.
  2. Nutzerfreundlichkeit für Redakteure: Der Punkt Nutzerfreundlichkeit für TYPO3-Anwender lag in der Vergangenheit nicht im Fokus – seit Version 13 wurden hier aber neue Maßstäbe gesetzt und das System gewinnt auch international an Beliebtheit.
  3. Tech-Stack: TYPO3 bringt einen mächtigen Tech-Stack mit, der zwar solide aber eher schwerfällig ist. In den letzten Jahren wurde stark an den verwendeten Bibliotheken und Frameworks (Symfony/Doctrine) und der Kompatibilität (PSR-4/PHP-FIG) gearbeitet.

Neos: Moderne Alternative mit Fokus auf Usability

Neos, ein relativ neuer Spieler im CMS-Markt, bietet eine innovative und intuitive Nutzeroberfläche, die das Erstellen von Inhalten erleichtert. Sein moderner Technologie-Stack und die starke Integration von Content- und Digital Asset-Management sprechen vor allem Unternehmen an, die Wert auf ein effizientes Content-Management legen.

Backend CMS Neos

Demo-Version des Backends von Neos (Quelle: Neos)

Vorteile:

  1. Intuitive Bedienung: Neos ermöglicht durch sein Inline-Editing eine direkte Bearbeitung und Änderung von Inhalten auf der Webseite, was die Inhaltspflege auch für unerfahrene Redakteure vereinfacht. Frontend-Editing in TYPO3 ist mit einem Plugin nachrüstbar. Neos bietet eine WYSIWYG-Benutzeroberfläche, die die Inhaltserstellung noch einfacher macht.
  2. Tech-Stack: Die moderne Architektur von Neos ermöglicht eine agile Entwicklung und Integration in bestehende Systeme. Die Benutzeroberfläche basiert auf React, den CKEditor 5 für die Textverarbeitung und Neos bietet volle Unterstützung für PHP 8
  3. Community: Die Community ist sehr aktiv und unterstützt die Weiterentwicklung des CMS – ist aber deutlich kleiner als die von TYPO3.

Nachteile:

  1. Migrationsaufwand: Der Wechsel von TYPO3 zu Neos kann technisch anspruchsvoll sein – bestehende Erweiterungen können nicht „übersetzt“ werden und sind daher komplett neu zu entwickeln.
  2. Erweiterungen: Im Repository von Neos gibt es deutlich weniger Erweiterungen, pro Version ca. 150 bis 350. (Stand Mai 2024, https://www.neos.io/de/download/pakete.html). 
  3. weniger Support und Ressourcen: Die kleinere Community kann zu Herausforderungen bei der Suche nach spezialisiertem Support und Ressourcen führen. Derzeit gibt es in Deutschland nur ca. 43 eingetragene Partneragenturen für Neos (Stand Mai 2024, https://www.neos.io/who-uses-neos/service-providers.html).
  4. Lernkurve: Trotz der intuitiven Natur von Neos gibt es eine Einarbeitungszeit, die das Team benötigt, um die vollständigen Funktionalitäten effektiv nutzen zu können.

Überlegungen für den Wechsel zwischen den Systemen

Wechsel von TYPO3 zu Neos:

Für Unternehmen, die das als CMS TYPO3 bereits nutzen, bietet ein Wechsel zu Neos nur bedingt Vorteile. Vornehmlich mit seiner Nutzerfreundlichkeit für Redakteure und der modernen Architektur bietet Neos überzeugende Argumente. Der Wechsel erfordert jedoch eine umfassende Migration der bestehenden Inhalte und Strukturen, was mit Kosten und Zeitaufwand verbunden ist.

Wechsel von Neos zu TYPO3:

Ein Wechsel von Neos zu TYPO3 kann bei einem Relaunch dann Vorteile bieten, wenn dabei der Fokus auf Internationalisierung gelegt wird, welche in TYPO3 hervorragend umgesetzt ist. Oder wenn bestehende Erweiterungen aus der Community zum Einsatz kommen und damit Entwicklungskosten gespart werden. Aber auch hier müssen Inhalte und Strukturen migriert werden.

Entscheidung zwischen TYPO3 und Neos

Die Entscheidung zwischen TYPO3 und Neos hängt stark von den spezifischen Bedürfnissen und Ressourcen eines Unternehmens ab. TYPO3 bleibt eine starke Wahl für Unternehmen, die ein bewährtes System mit umfangreichem Funktionsumfang, zahlreichen Erweiterungen und entsprechender Unterstützung durch eine TYPO3-Agentur benötigen. Neos bietet sich als modernere, benutzerfreundlichere Alternative an, die besonders für Unternehmen interessant sein kann, die ihre Prozesse optimieren möchten. Letztlich sollte eine detaillierte Analyse der betrieblichen Anforderungen und eine Abwägung der Vor- und Nachteile beider Möglichkeiten die Grundlage für eine solche Entscheidung bilden.

0 Kommentare

Beitrag kommentieren

Wir freuen uns auf Ihr Feedback!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diesen Beitrag bewerten